Der Nassersee ist eine Anstauung des Nils, die Teile Nubiens im Sudan und in Ägypten bedeckt. Mit einer Fläche von 5250 km² verdient er seinen Namen: Nubisches Meer.
Nubien spielte von der pharaonischen bis in die römische Zeit eine wichtige Rolle als Handelsroute zu den Ländern am oberen Nil und Ausgangsbasis zu den Goldminen der Ostwüste. Der Stromverlauf wurde daher durch die Herrscher Ägyptens von Assuan bis hinauf zum 2. Katarakt durch feste Handelsplätze und Burgen gesichert. Innerhalb diesen Plätzen entstanden im Verlauf der zweitausendjährigen ägyptischen Herrschaft zahlreiche Tempelbauten.
Eine bedeutende Serie von Tempeln wurde in der glorreichen Regierungszeit Ramses’II errichtet. Seine 10 Tempel südlich Assuans sind regelmäßig einer bestimmten Gruppe der ägyptischen “Reichsgötter” geweiht, unter denen der vergöttlichte König herausragt. Die Heiligtümer waren oft mit der Rückwand gegen die Felswand gelehnt oder die Innenräume wurden sogar in den Felsen eingehauen.
Durch die Errichtung des Assuan-Staudammes (1898-1902) wurden Teile der nubischen Tempel mehrere Monate unter Wasser gesetzt. Die endgültige Zerstörung der nubischen Denkmäler erfolgte ab 1960 durch den Hochstaudamm: Sie wären an ihren ursprünglichen Standorten von den Wassermassen des Nassersees überflutet worden. Einer internationalen UNESCO- Rettungskampagne ist es zu verdanken, dass sie auf höher gelegene Ufer gerettet werden konnten. Alle Orte sind wüsteneinwärts so hoch, daß sie von der zu erwartenden Flut nicht erreicht werden können. Die Denkmäler am Nassersee gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.
Die vor der Flutung des Nassersees versetzten Denkmäler pharaonischer, ptolemäischer und römischer Kultur werden heute bei einer Nassersee-Kreuzfahrt angesteuert.